Freitag, Oktober 4, 2024
Feuerwehr

Osterfeuer

   Osterfeuer – früher und heute

Der uralte (früher wohl heidnische) Brauch ein Feuer vor Sonnenaufgang am Morgen des Ostersonntags abzubrennen wird nach wie vor in Weigenhofen gepflegt.Früher, also vor Auflösung der Schule in Weigenhofen wurde die große Kuppel allein von den Schulkindern errichtet, die im Alter von sechs bis vierzehn Jahren in wochenlanger Arbeit (jeden Nachmittag einige Stunden) selbst im Wald das Dürrholz schlugen und viele hundert Meter bis an den Westhang des Mainberges trugen (manchmal trugen fünf Kinder einen Stamm), wo die Osterkuppel unmittelbar am östlichen Ortsrand über Weigenhofen errichtet werden sollte.
Hoch musste die Kuppel sein, dass man das Feuer auch aus Heuchling, wo ja auch ein Osterfeuer entfacht wurde, gut würde sehen können. Die Art, wie die tragenden Stämme mit Stricken verbunden wurden, wurde jeweils von den älteren an die jüngeren weiter gegeben.
Eine Woche vor Ostern zogen die Kinder im Dorf von Haus zu Haus und sammelten mit einem Leiterwagen das Brennmaterial für den Innenraum der Osterkuppel. Die meisten Familien gaben ein oder zwei Reisigbüschel, die ja damals in nahezu jedem Haushalt vorrätig waren, aber wer knauserte, dessen Holzschuppen wurde in der Osternacht heimgesucht von den jungen Burschen, die dann oft vier und mehr der gelagerten Büschel mitnahmen.
Hatte man schon konfirmiert gehörte man zu den „Großen“ und verbrachte mehr oder weniger die ganze Nacht als Wache* am Lagerfeuer neben der Kuppel.
Zwischen halb fünf und dreiviertel fünf wurde dann das Osterfeuer angezündet. Mit dem Ruf: „Leit, stets aaf, tragts Reiserbischel raaf“, wurden die Ortsbewohner vom Berg aus aufgeweckt. Natürlich kamen auch nur die, die so wie so zum Osterfeuer gehen wollten. Während das Feuer brannte und die Sonne aufging wurden die selben drei Lieder gesungen, wie sie wohl schon unsere Vorfahren gesungen hatten.
War das Feuer dann niedergebrannt, so waren oft noch Hecken zum Draufschüren auf gut zehn Meter Länge und zwei Meter Höhe bereitgelegen und mussten noch verbrannt werden.

Heute wird das Holz von den Waldarbeitern der Stadt Lauf hergerichtet. Hilfsbereite Bauern holen das bereit gestellte Material und bringen es mit ihren Fahrzeugen auf den Mainberg. Im Rahmen einer Übung stellt ein Teil unserer Feuerwehrmänner die Osterkuppel auf. Für das Innere der Kuppel wird im Dorf nichts mehr gesammelt.
Nach wie vor wird die Kuppel aber von den Jugendlichen bewacht, die bei einem Lagerfeuer die Nacht oben am Berg verbringen.
Und noch etwas hat sich seit einem viertel Jahrhundert beim Abbrennen des Osterfeuers geändert. Der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Ottensoos, zu der wir ja gehören, hält um 06:00 Uhr (Sommerzeit) eine Andacht, die umrahmt wird vom Frauensingkreis und Posaunenchor. Durch diese Andacht hat unser Osterfeuer stark an Anziehungskraft gewonnen, so dass sich in den letzten Jahren zu diesem alten Brauch weit über einhundert Personen eingefunden hatten.

*   Gewacht wird wegen der „bösen“ Schönberger, die vor fast fünfzig Jahren einmal des Nachts die Kuppel in Brand steckten, während ein Weigenhofener innerhalb ruhte. Heute hat sich aber das Verhältnis zu Schönberg, nicht zuletzt auf Grund des gemeinsamen Kindergarten- und Schulbesuchs, maßgeblich verbessert.