Samstag, April 20, 2024
Aus der Geschichte

Schule

Weigenhofen und seine Schule

Als um 1590 in Ottensoos eine Schule errichtet wurde, besuchten diese auch die Kinder von Weigenhofen, sofern man sie nicht zu Hause benötigte oder die schlechten Weg- und Witterungsverhältnisse nicht hinderlich waren.

Als die Wirren und Nöte des 30 jährigen Krieges überstanden waren und sich in dem zerstörten Weigenhofen nach Neubesiedlung und Wiederaufbau neues Leben regte, ging man daran im Ort eine eigene Schule zu errichten um den Kindern den weiten Schulweg nach Ottensoos zu ersparen. Im Jahr 1650 war nach Weigenhofen ein „armer Exulant“ Hans Meier gekommen; er war seines Glaubens wegen aus Österreichischen Landen vertrieben worden. Er musste wohl über entsprechende Kenntnisse verfügen, denn er wurde zum Gemeindeschreiber bestellt und hatte vor allem die Rechnung im Auftrag der Vierer für das Dorf zuführen. Bei seinem Tod i. J. 1668 wird er im Kirchenbuch als Schulhalter erwähnt. In ihm haben wir den ersten Lehrer des Dorfes. Für seinen Lebensunterhalt musste die Gemeinde aufkommen. So hatte er seine Wohnung in einem Zimmer des Hirtenhauses. Dabei haben sich Schulhalter und Gemeindehirt nicht immer gut verstanden. Reihum wurde er in den Häusern des Dorfes verpflegt. Und da im Dorf kein Schulhaus vorhanden war, wurde der Unterricht abwechselnd hin und her in den Häusern abgehalten. Auch da war der Schulhalter mit seinen Kindern nicht immer willkommen. Als Lesebuch diente die Bibel. Durch fleißiges Buchstabieren wurde den Kindern das Lesen beigebracht. Wer die Rechenkunst erlernen wollte, erhielt besonderen Unterricht. Am Sonntag wurde durch den Schulhalter Kinderlehre (Religionsunterricht) gehalten, an welcher auch die Erwachsenen teilnahmen, oft mit mehr oder weniger vorhandener Aufmerksamkeit,

1737 schreibt Pfarrer Ludwig von Ottensoos in einem Bericht: „Nun ersehe ich zwar aus den Pfarrakten, dass bishero die Gemeinde daselbst einen Schulhalter erwählt und manchmal Manns-, bisweilen auch Weibspersonen und Bettelmänner dabei genommen, welche vorher von einem Pfarrer in Ottensoos examiniert worden und Schul gehalten, nachmals aber vor oder nach Ostern, weil sie sich nicht erhalten konnten, wieder fortgegangen und solchermaßen alle Jahre ein anderer bestellt.“

Man benötigte den Schulhalter nur im Winter für 10-12 Wochen. Daher hatte der Schulhalter zusätzlich auch einen Beruf; so war 1688 die Schulhalterin Margaretha Seyfriedin eine Krämerin und Tuchmacherswitwe, oder später ein Köbler (Taglöhner), ein Schmied, ein Maurergeselle oder gar ein Bettelmann Schulhalter, nachdem sie ein Befähigungs-Examen vorher zufrieden stellend absolviert hatten.

Als Weigenhofen 1806 zum Land Bayern kam, konnte man bereits 1816 das erste Schulhaus bauen und man erhielt einen vom Land Bayern besoldeten „Schulmeister“ (d.h. er war für diesen Beruf ausgebildet!) als Lehrer. In den vielen Jahrzehnten des Bestehens der Volksschule Weigenhofen besuchten stets zwischen 20 – 25 Schüler den Unterricht.

1969 wurde die Schule Weigenhofen, nachdem diese 300 Jahre bestanden, aufgelöst. Der letzte Lehrer zu Weigenhofen, Nikolaus Schmidt, wurde mit seinen Schulkindern in den neugegründeten Schulverband Ottensoos – Schönberg – Weigenhofen übernommen; Schulorte waren nunmehr Ottensoos und Schönberg. Der Schulsaal im 1932 umgebauten Schulhaus, wurde zu einem gemeindlichen Versammlungsraum umgestaltet.